Mittwoch, 21. September 2016

Ein Windhund in Friedrichstadt

So sieht es aus, wenn man im Shop von "Meine fabelhafte Welt" bestellt - das "Wollglück kommt in einer schönen Papiertüte, und eine Postkarte mit einem persönlichen Gruß gibt es auch noch dazu. Ach, wie schön!  

 
Und was war drin im Paket? - Luxuriöses Merino / Kaschmirgarn: Sechs Knäuel Lamana Milano mit sagenhaften 180 m Lauflänge auf 25 g für mein Lemming-Projekt, den "Whippet"-Cardigan von Ankestrick. Frau Maschenfein hatte ihn angestrickt, und in ihrer Facebookgruppe sprangen viele Mitglieder auf den Zug auf. Ein wunderbarer Whippet nach dem anderen wurde gestrickt und gezeigt, bis auch ich der Versuchung erlag und so ein edles leichtes Jäckchen einfach haben musste!

Über den Werdegang habe ich bereits hier und hier berichtet - für mich war die Anleitung nicht ganz optimal. Ich stricke sonst eher nach Charts und den knapp gehaltenen Anleitungen aus Strickzeitschriften, daher war es für mich sehr anstrengend, den Anweisungen Masche für Masche zu folgen.  Grundsätzlich erschloss es sich mir schon recht schnell, wie die Konstruktion gedacht ist, aber zu Beginn wollte es nicht so recht laufen, und trotz der hilfreichen Schemazeichnung habe ich mich in der Masse der Maschenmarkierer oft "verlaufen". Mehrfach habe ich mich verstrickt und geribbelt (Milano hat es mir verziehen), bis ich mich eingegrooved hatte. Doch spätestens, wenn die Ärmelzunahmen beginnen, läuft der Hase. 

 Und schließlich, rechtzeitig zum Herbstbeginn, war der "Windhund" fertig!

Die Mühe hat sich gelohnt. Das Jäckchen ist superleicht (ich habe 6 Knäuel verstrickt und das 7. ganz knapp angefangen, also etwas mehr als 150 g verstrickt), und wärmt trotzdem gut.
Nicht ganz zufrieden bin ich mit der Passform der Ärmel, ich weiß nicht, wieso ie mir ein bisschen zu weit geraten sind - sie setzen mir jedenfalls etwas zu weit unten an und bilden fast Fledermausärmel, wie man auf diesem Foto ahnen kann. 
Ob ich einen Zunahmeabschnitt doppelt gestrickt habe? Die nächste Version würde ich wohl eine Nummer kleiner stricken.

Seinen ersten Auslauf hatte er bei einem Ausflug nach Friedrichstadt, an die Nordküste von Schleswig-Holstein. (Wer bei mir schon länger mitliest ahnt es: Es folgt ein Reisebericht samt Fotostrecke (-: )
Dieses kleine Städtchen mit nur 2500 Einwohnern lohnt einen Besuch unbedingt! Der Herzog Friedrich III von Gottorf plante eine Handelsmetropole am Zusammenfluss von Treene und Eider, die der mächtigen Hansestadt Hamburg Konkurrenz machen sollte. Hierzu brauchte er fähige Handwerker, insbesondere Deichbauer, um das Land trockenzulegen. Der Herzog hörte davon, das in Holland die Anhänger des remonstrantischen Glaubens des Landes vertrieben werden sollten und schickte Werber - die Holländer kamen gegen die Zusicherung von Religionfreiheit (und das mitten im 30Jährigen Krieg!) und bauten dem Herzog die Stadt 3m unter dem Meeresspiegel.
Noch heute erinnern der schachbrettartige Stadtplan, die vielen schmucken Treppengiebelhäuser und vor allem die Grachten an die holländische Herkunft. Nicht umsonst ist Friedrichstadt als Klein Amsterdam bekannt.
Mit Stadtführer Heinz hatten wir einen sehr urigen Leiter, der uns spannend und lustig die Geschichte der Stadt nahebrachte. Wie man sieht, war Heinz weitaus zünftiger gekleidet als ich :)
Am interessantesten fand ich die Tatsache, dass mit den holländischen Remonstranten auch Anhänger anderer Glaubensrichtungen in die Stadt kamen und zwischenzeitlich bis zu 16 verschiedene Religionsgemeinschaften in dem Städtchen einträchtig beieinander lebten - und das in Zeiten, in denen die Religion einen viel höheren Stellenwert hatte als heutzutage. Noch heute gibt es 5 aktive Glaubensgemeinden, darunter immer noch ca 100 Remonstranten.
Im 1. Schleswig-Holsteinisch Krieg wurde Friedrichstadt von den schleswig-holsteinischen Truppen schwer bombardiert, um die Dänen zu vertreiben. Laut Stadtführer Heinz waren die Schäden nach dem Bombardement 1850 um ein vielfaches schwerer als die aus den Zerstörungen des 2. Weltkriegs. Friedrichstadt fiel mit dem vereinten Herzogtum Schleswig-Holstein dennoch 1857 an die Preußen - und das war scheinbar nicht besser, bloß anders als unter dänischem Regime. Denn nun hatte man es mit Bismarck zu tun... Ein sehr spannender, für mich auch neuer, Ausflug in die lokale Geschichte.

Heute ist Friedrichstadt wieder herausgeputzt und eine echte Augenweide. Es gibt so viel zu sehen:

Wunderschöne Hauseingänge
 Hausmarken an den Fassaden - diese ersetzten früher die Hausnummern:
eine schön dekorierte Fußgängerzone (es gibt sogar einen Stoffladen mit einer sehr großen Auswahl an Patchworkstoffen!)

... und Humor hat man auch:
Ich fand es ganz unglaublich, das ein so übersichtliches Städtchen, in dem man sich wirklich nicht verlaufen kann, so viele Wegweiser benötigt. 

Ganz besonders empfehle ich einen Besuch im Kaffee-Kontor. Der kleine Laden ist vollgestopft mit allem, was es zum Kaffeebrauen braucht, dazu gibt es Whisky, Schokolade, Senf, Marmeladen und eine große Auswahl Tee. Wer was kauft, bekommt vom Chef auch noch eine Denksportaufgabe gratis dazu.
Meine war: "Eine Dose mit Deckel kostet 20 EUR. Die Dose ist 15 EUR teurer als der Deckel. Wie teuer ist der Deckel?" - Muss ich sagen, dass ich reingefallen bin?

Am Sonntag haben wir noch einen Ausflug auf die Halbinsel Eiderstedt gemacht (das ist die "Nase" von Schleswig-Holstein), und sind bei bestem Sonntagswetter zum Leuchtturm Westerhever spaziert. Herrlich!
Sonnenbrand gab's gratis dazu. 

Mein neues Jäckchen hat seinen ersten Ausflug ganz artig überstanden und trotz der Passformmängel an den Ärmeln bin ich sehr zufrieden und finde, die Mühe hat sich gelohnt. Im zweiten Anlauf passt nun auch die Ärmellänge (die hat sich nach dem Waschen noch mal deutlich verlängert, und ich musste ca 5 cm ribbeln),  die Rückenlänge ist genau richtig, und die Zipfel vorn und besonders das Kaffeebohnenmuster gefallen mir sehr. 

Schwer habe ich mich allerdings mit der Anleitung getan (Kaufanleitung von Ankestrick - über Ravelry). Hier brauchte ich einige Zeit, um die Konstruktion zu verstehen. Ich vermute, die Designerin wollte die Anleitung idiotensicher gestalten und überfordert damit ihre Strickerinnen. Anfängern würde ich die Jacke daher nicht empfehlen. Für ein besseres Verständnis fände ich es hilfreich, wenn zu Anfang grob die Konstruktion erklärt würde - mir hätte das einige Knoten im Hirn erspart. 

Verlinkt zu






Mittwoch, 14. September 2016

Angstgegner Hose

Heute ist ein trauriger Tag beim Me-Made-Mittwoch: Monika von  wollixundstoffix, verlässt das Team der Organisatorinnen. Wie schade! Bei der Gelegenheit frage ich mich, was genau die Aufgaben der Organisatorinnen sind - vielleicht kann eine einmal aus dem Nähkästchen plaudern? Mich würde das sehr interessieren. 
Für mich ist der Mittwoch immer ein großes Highlight. Inzwischen nähe ich schon seit über drei Jahren. Kleider, Röcke, Shirts stellen mich inzwischen (und besonders, seit ich meine Ovi besitze) kaum noch vor Probleme.Auch wegen der vielen Tipps, die man beim Lesen der Blogbeiträge oder aus den Kommentaren zum eigenen Post mitnehmen kann. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bedanken!
 
Ein Angstgegner (neben Knopflöchern) für mich sind nach wie vor Hosen. Ganze vier habe ich in drei Jahren genäht. Ich trage sie alle, denn sie haben mir viel Mühe gemacht und kneifen auch nirgends, aber richtig zufrieden bin ich eigentlich nur mit meiner Tweedhose

Zum einen wegen der Passform – schon Hosen kaufen ist für mich ein Horror, selten passt eine wie sie soll. Bei Hosenschnitten muss ich daher immer anpassen, und das ist mit viel Arbeit verbunden, besonders, wenn man niemanden greifbar hat zum Abstecken. (und man immer noch nicht weiß, wie man vorgenommene Änderungen auf den Schnitt überträgt)
Zum anderen haben viele Hosen mindestens ein Knopfloch UND einen Reißverschluss. Letzteren dazu noch mit Untertritt und allem Drum &Dran. Bisher habe ich mich vorm Hosennähen also immer gedrückt, aber allmählich muss der Bestand mal aufgefüllt werden.

Ein Schnitt, der mir sehr gut gefällt, den ich gut tragen kann (wie ich finde), und den ich auch schon einmal genäht habe, ist Classic Flares / Nr. 20 aus Ottobre 2/13.
Dieser Schnitt hat alles: Bund, Sattel, Reißverschluss, Knopf, Eingrifftaschen – und dazu leicht ausgestellte Beine, was ich persönlich sehr mag.

Weil ich für den bevorstehenden Urlaub gern noch eine leichte Sommerhose haben wollte, habe ich mich nun herangewagt und aus dem Schnitt eine 7/8-Version gebastelt. Verwendet habe ich einen leichten Jeansstoff, ein Coupon vom Stoffmarkt (dummerweise ohne den Stretchanteil, den der Schnitt eigentlich vorsieht, naja). Falls der Versuch „in die Hose gehen“ würde, wäre zumindest kein teurer Stoff verloren. Vom ersten Versuch wusste ich noch, dass ich an der hinteren Bundnaht locker 3cm wegnehmen konnte, was ich beim Zuschnitt gleich berücksichtigt habe. Den Bund habe ich an die reduzierte Taillenweite angepasst, und mich dann mutig ins Abenteuer gestürzt.


Zuerst hab ich mir ein lustiges Taschenfutter ausgesucht – aus einem Rest Baumwollstoff, rotorange mit bunten Paisleys. Ich mag sowas voll gern, auch wenn man den Taschenstoff in der Regel nicht sieht. Und ich bin immer total begeistert, wie sehr eine Hose nach Hose aussieht, sobald man die Taschen genäht hat :)


Beim Reißverschluss habe ich mich dieses mal ganz genau an die Anleitung in der Ottobre gehalten. Die ist zwar knapp, aber durch die Illustrationen gut nachvollziehbar. Und – oh Wunder! – zum ersten Mal ist mir ein perfekter Hosenreißverschluss gelungen.

Damit ging der Rest echt schnell. Allerdings musste ich bei der Anprobe dann feststellen, dass die Hosenbeine um die Hüften rum durch den fehlenden Stretchanteil des Stoffes doch ganz schön spack geraten waren. So habe die Nahtzugabe noch mal aufgetrennt und so knapp genäht wie möglich. So passt sie. Ein bisschen fummelig war dann doch das Annähen des Bundstreifens – trotz der Längenanpassung passte er nicht an den Bund, aber auch das ließ sich lösen. Was mich aber immer wieder wundert ist, dass ich beim Absteppen des Bundstreifens (von außen im Nahtschatten) immer wieder ins Schrägband gerate, obwohl doch beide Bundstreifen gleich breit sind. Habt ihr einen Tipp, was ich falsch mache? (Ok, ist von innen und daher nicht SO kriegsentscheidend)

Total stolz bin ich auf die Gürtelschlaufen, ich finde, die sind mir sehr gut gelungen, und mein Lieblingsgürtel passt durch! Auf meiner guten alten Brother war auch das Knopfloch kein Problem (es hätte allerdings etwas kleiner ausfallen können). Ach ja, und erstmals habe ich auch noch „Hecktaschen“ angebracht. Mit dickerem Garn habe ich mich im Topstitching versucht – aber für eine Kontrastfarbe war ich noch zu feige.


Die Beine habe ich umgeschlagen – mit meiner Lösung (Umschlag abgesteppt) bin ich allerdings nicht so ganz zufrieden. Allerdings habe ich Synapsensperre, wie ich den Umschlag anders hätte machen können. Die Kante mit der Ovi säumen , umschlagen, und dann im Nahtschatten der Seitennähte feststeppen ? Habt ihr eine Idee?


Bis auf diese Kleinigkeit bin ich mit dieser Hose total zufrieden. Sie sitzt bequem, ist schön leicht und gefällt mir einfach VOLL GUT!


Die Jacke, genäht im letzten Frühjahr - ist inwzsichen ein absolutes Lieblingsstück. Ich habe sie hier schon gezeigt.  Auch das Ringelshirt, gezeigt hier trage ich total gern. Leider musste ich es etwas kürzen, ich hatte mir hinten am Saum ein Loch gerissen, jetzt ist es leider fast ein bisschen kurz geraten. 

Weil sie gerade noch rechtzeitig fertig wurde, durfte meine neue Hose mit nach Stralsund zur Langen Nacht des offenen Denkmals. Hier habe ich schon über die Abendveranstaltung berichtet, ein echt empfehlenswertes Highlight. 
 Jetzt möchte ich euch mitnehmen auf einen kleinen Stadtrundgang durch die schöne Hansestadt (die mir tatsächlich noch besser gefällt als mein geliebtes Lübeck):
Zum Auftakt haben wir der Störtebeker-Brauerei einen Besuch abgestattet. Im Fanshop kann man alle Sorten der Störtebeker-Biere und diverse Fanartikel kaufen. Bei einem vorherigen Besuch haben wir eine Brauereiführung samt Verkostung gemacht, und sogar mir schmecken die meisten Sorten. In der Brauereigaststätte gibt es deftiges, leckeres Essen - wir haben den Abend mit ein paar Tapas eingeläutet. Lecker!

 Am nächsten Morgen stand erst mal eine Stadtführung an. Wir hatten eine unterhaltsame Führerin, die anschaulich von den Gebräuchen in der Hansezeit zu erzählen wusste. Allerdings hat sie so viel erzählt, das wir uns kaum vom Marktplatz, von dem aus die Tour startete, wegbewegten. Die wunderschöne Passage im Rathaus samt der Büste von König Gustav Adolf Zwo gehörte aber zum Programm, ebenso wie einige schöne Hansehäuser am Platz.


 Für die Fitness empfiehlt sich die Besteigung der Marienkirche - 366 Stufen sind zu besteigen, um auf die in 104 m Höhe gelegene Aussichtsplattform zu gelangen. Mir hängt jedes Mal die Lunge aus dem Hals (dies war die 2. Besteigung), aber die Qual lohnt sich, denn die Aussicht über die Stadt, den Strelasund und bis nach Rügen ist einfach grandios.


 Wer kraxelt, darf auch essen (und auswärts essen setzt ohnehin nicht an auf den Hüften!) - im Café Gumpfer gleich beim Ozeaneum gibt es eine sensationelle Tortenauswahl. Das Café ist in einem Gebäude, in dem früher ein Fliesenhandel untergebracht war. Reste der "Ausstellung" von damals sind am Nebeneingang noch zu finden, und auch in der Fassade. Ganz rechts ist der Eisverkauf untergebracht, links das Café, und was heute der Eingang ist, war früher die Durchfahrt für die Pferdewagen - wenn man's weiß, sieht man die Geschichte auch. So was gefällt mir immer sehr sehr gut - und mein Stück Frankfurter Kranz mindestens genau so.

 Wenn man so mit offenen Augen durch die Altstadt bummelt, gibt es so viel zu entdecken. Bunte Fassaden, schön gestaltete Eingänge zu versteckten Lädchen...
Wieder hergestellte Beschriftungen an den Gebäuden lassen etwas ahnen von deren Geschichte.



Selbst neuere Gebäude sind mit schönen Details versehen - hier mit einer wunderschön gestalteten Hausnummer.

Frische Bücher gibt es auch - was für ein Glück!
Und das lustige Männchen erinnert an die herzhaften Gepflogenheiten im Mittelalter - die Straße, deren Ecke es verziert, hieß früher "Arschritze". Der Legende zufolge war keiner der Anwohner traurig über eine Umbenennung. Gegenüber des Männchens ist übrigens das katholische Pfarramt. Bei "Kirchens" war man im Mittelalter ja auch nicht so zimperlich - ich hab mich jedenfalls sehr amüsiert über diese Kombination. 

Aber noch einmal zurück zur Hose:
Von dem Jeanscoupon mit 1.6 m Länge ist nichts mehr übrig – damit lässt sich meine Stoffkiste sogar wieder schließen, yeah!
Durch diesen Erfolg beflügelt, habe ich mir fest vorgenommen, den gleichen Schnitt noch einmal zu nähen – grauer Baumwollstretch (!) liegt schon bereit.
Und neulich hat mich im Stoffladen ein weiterer Baumwollstretch angesprungen, der ebenfalls unbedingt zu einer Hose für mich werdenwill . Hierfür habe ich einen Burda-Schnitt auserkoren. Und einen Schnitt für eine Boyfriend-Hose habe ich auch schon besorgt.
Ob ich doch noch zur Hosenspezialistin werde?

Mit diesem Reisebericht geht mein Post zum Me-Made-Mittwoch. Schön, dass es diese Runde gibt!

Montag, 12. September 2016

Herbstjacken-Knit-Along 2016 / MaschenfeinKAL 2016: ich bin dabei!

Ach wie schön!
Nachdem ich im Frühling ganz traurig war, dass es dieses Jahr keinen Frühlingsjäckchen-Knit-Along gab, habe ich heute durch Zufall erfahren, dass dieser nur in den Herbst verlegt worden ist.
Betreut von Sylvia/ Frauenoberbekleidung und Luise/ Die Luise werden viele schöne, warme Strickjacken entstehen.

Den Zeitplan finde ich ganz knackig:
- 11. September:Vorstellung der Strickpläne bei Luise.
- 02. Oktober - erster Zwischenstand - bei Sylvia
- 16. Oktober - das zweite Zwischenergebnis - auch bei Sylvia
-  30. Oktober - Finale bei Luise
- 20. November-  Finale der Herzen

Ich werde zwischendurch 2 Wochen in den Süden jetten, denn mein Sommerurlaub ist dieses Jahr im Herbst. Daher werde ich zu den Zwischenterminen wohl noch keine Ergebnisse zeigen können (ich weiß auch noch nicht, ob ich die Jacke überhaupt mitnehme in den Urlaub), aber ich liebe diese virtuellen Strick-Kränzchen zu sehr, um zu verzichten.

Also hier mein Projekt: Es wird eine LOPPA. Ungefähr in dieser Farbstellung:
Quelle: Ravelry
Letztes Jahr hatte ich diese Jacke schon bei Frau Maschenfein bewundert, seither schwirrte sie immer in meinem Hinterkopf herum. Dabei habe ich überhaupt keine Ahnung von Norwegermustern und wie man sie strickt. Und vom Steeken schon gar nicht. Aber ich finde sie wunderschön, und wenn es schon so viele geschafft haben, diese schöne Jacke zu stricken, dann kann das doch auch kein Hexenwerk sein. Oder?

Garn habe ich auch schon beschafft:
"Como" von Lamana (aus der superleicht-Serie, 180 m auf 25 g!!), in den Farben silbergrau (Hauptfarbe), marone, burgund, karmin (2. Hauptfarbe), kupfer und curry.
Da ich gerade für das vorherige Projekt "Milano", ebenfalls aus der Superleicht-Serie von Lamana) verstrickt habe und sehr begeistert war, fiel die Auswahl schließlich doch leicht. Außerdem hatte ich prima Unterstützung von Frau Maschenfein, aus deren Shop ich die Wolle gefischt habe. Lamana Como ist vergleichbar mit dem Originalgarn, was Lauflänge und Dicke angeht, aber im Gegensatz zur Shetlandwolle ist dieses Merinogarn sooo weich!
Daher geht dieses Jäckchen auch ins Rennen im Maschenfein-KAL

Also wird das Stricken wahrscheinlich ein Genuss - so hoffe ich doch.
Herausstellen wird sich das beim Stricken der Maschenprobe. Ja, ich habe den Sinn dieser Probe eingesehen, nachdem ich 2x bös reingefallen bin, seither stricke ich immer eine und die Passform meiner Pullis und Jacken hat sich deutlich verbessert.
Vorher allerdings muss ich noch ein dringendes Projekt fertigstellen- nämlich den Wellenschal für meine Kollegin. Hoffentlich kriege ich ihn zum Wochenende fertig, damit es mit Loppa endlich losgehen kann!

Und ab geht's zur Linkparty  vom Herbstjäckchen-KAL - ich habe schon richtig viele tolle Projekte erspäht!
An die beiden Organisatorinnen ein ganz liebes Dankeschön - ich freu mich wie ein Schnitzel, dass es diese Veranstaltung gibt!

Mittwoch, 7. September 2016

Frau Liese, Kenny und Herr Behn

Hurra, der MMM ist wieder da! Die Sommerpause schien mir ganz schön lang. Aber sie hat sich gelohnt, denn das neue Layout des virtuellen Laufstegs kommt frisch und gut erholt daher.

Diesen Sommer habe ich auf verschiedenen Blogs Kleidung bewundert, die aus „Kenny“ genäht waren, dem schönen Interlock  von Swafing. Ob Pusteblumen, Federn oder Schwalben – diesen Stoff MUSSTE ich einfach haben. Als es bei Myo-Stoffe noch einmal das Schwalbendesign und dazu eine Rabattaktion gab, habe ich zugeschlagen – 2 Meter Kenny Schwalbe auf Jeansblau waren meins!

Was draus werden sollte, war auch klar – eine Frau Liese als Kleid. Hier schon mal genäht und bewährt, allerdings diesmal mit weißer Einfassung am Kragen und den Ärmeln, wie bei meinem Ankershirt ausprobiert und für schick befunden.
 
Wie beim Ankershirt habe ich das vordere Oberteil etwas verlängert, damit die Brustnaht unter der Brust sitzt. Beim Zuschnitt ist mir dann ergangen wie einigen anderen Näherinnen vor mir auch schon – die erste Charge Vorderteile habe ich falsch herum zugeschnitten, die Schwalben flogen auf dem Rücken. Ich bin nicht sicher, ob das anderen auffallen würde – nachdem ich den Fehler bemerkt hatte, habe ich aber noch einmal neu zugeschnitten, Stoff war reichlich vorhanden. Den Rockteil habe ich sozusagen frei Hand zugeschnitten anhand meiner Maße.

Frau Liese war denn wieder super schnell genäht, denn der Stoff ist eine Pracht. Schön dick und fest, fasst sich fabelhaft an und war 1A zu vernähen. Aufgrund der Dicke ist er trotz 5% Elasthananteils nicht besonders dehnbar, daran sollte man beim Zuschnitt denken – aber für mich ist das eher ein Qualitätsmerkmal als ein Mangel. Ich hoffe, dass er damit seine Form behält und nicht auslabbert, wie es mir leider bei anderen Kleidern schon passiert ist.

Um die Fake-Wickeloptik zu unterstreichen, habe ich aus dem weißen Jersey einen Bindegürtel genäht, der mit Gürtelschlaufen am Platz bleibt. Die habe ich aus drei Fäden Overlockgarn gehäkelt und in den Seitennähten befestigt.

Kenny und Frau Liese durften mit auf einen Tagesausflug mit meiner Freundin nach Eckernförde. Hier fand im März ja schon Sewing By the Sea statt, und ich habe mich sehr gefreut, auch mal wieder im Sommer in das nette Städtchen zu kommen. 

Los ging es mit einer Produktionsbesichtigung bei der Firma Waldemar Behn (das sind die mit dem „Kleinen Feigling“ und „Dooleys“), den meine Freundin organisiert hat. Von den Produktionsanlagen konnte ich verständlicherweise keine Fotos machen, aber es war schon sehr beeindruckend, die gewaltigen Tanks und Abfüllanlagen zu sehen. Am lustigsten fand ich die Lagerregale mit den verschiendenfarbigen „Hütchen“ für die Flaschen vom kleinen Feigling.

Zum Abschluss durfte jede von uns sich sogar noch ein Fläschchen aus der Behnschen Produktpalette aussuchen – ich habe mir für Vodka der Marke Danzka entschieden. Die Flasche ist einfach zu toll. Und kaufen kann man den hierzulande auch nicht.



Anschließend gab es im Städchen ein leckeres Mittagessen, und wir sind ausgiebig die Fußgängerzone runtergebummelt. Natürlich mit einem Stop bei der Bonbonkocherei – wir hatten Glück, und es war gerade eine Vorführung im Bonbonmachen dran: 
Im gleichen Innenhof wie die Bonbonkocherei ist auch die Schokoladenmanufaktur von Herrn Hinrichs – in Eckernförde gibt es echt was auf die Hüften!

Erschöpft am Stadthafen angekommen, musste erst mal ein Eiskaffee her. Im Strandkorb vom „Luzifer“ sitzend, ließ der sich hervorragend genießen, und Leute gucken konnte man auch prima! Beim Fotoshooting wurden wir im Gegenzug sicherlich auch neugierig beobachtet – aber das gehört ja zum Spiel dazu :-)


Zum Abschluss haben wir noch einen kleinen Abstecher zum Hauptstrand gemacht – beladen mit Tüten (ja, ich habe KAUFkleidung geshoppt – ich brauchte einfach dringend neue Badesachen!) waren wir am frühen Abend doch schon ganz schön groggy, und die müden Füße freuten sich über ein kaltes Bad in der Ostsee. Meine Feststellung dabei: Beim Anbaden Anfang Juni etwas weiter südlich an der Ostseeküste war das Wasser entschieden wärmer!

Mein Kleid hat das alles prima mitgemacht, es ist total bequem, und meine Freundin war ganz aus dem Häuschen: „Das ist ja einfach PERFEKT!“ – über so ein schönes Kompliment habe ich mich natürlich gefreut wie Bolle.

Hier noch einmal die Details:
-       - Schnitt: Frau Liese von Schnittreif, verlängert zum Kleid
-       - Änderungen: vordere Oberteile um ca 3 cm verlängert, halblange Ärmel, Ausschnitt und Ärmelsäume in Kontrastfarbe eingefasst, Bindegürtel
-       - Verbrauch: 2m Interlock „Kenny Schwalbe", Rest weißer Jersey für Einfassungen und Gürtel
-       - Reste: Vernäht zu Frühchenmützen und Schlafsäcken, ein größeres Stück liegt noch in der Spendenkiste
-       - Noch mal? Auf jeden Fall. Stoff für eine Herbst-Liese liegt schon bereit.

Verlinkt zum MeMadeMittwoch - nach der Sommerpause zeigt Frau Dreikah zum Auftakt ein Kleid in herbstlichen Farben mit einem wunderschönen Wasserfallausschnitt, aber auf dem Laufsteg gibt es auch noch Sommerliche zu sehen. Schaut mal vorbei!

Dienstag, 6. September 2016

Stralsunder Wellen und eine lange Nacht

Stralsunder Wellen und eine lange Nacht

Eine liebe Kollegin nimmt Ende des Monats ihren Abschied.
Als meine liebste Kollegin bekommt sie neben dem offiziellen Geschenk von mir noch eines extra – ich bin wirklich traurig, dass sie uns verlässt.
Seitdem ich wieder so intensiv stricke und auch nähe bewundert sie immer voller Andacht meine Werke. Was liegt da näher, als ihr etwas Selbstgemachtes zu schenken?

Die zündende Idee hatte ich spontan und auch etwas spät, nämlich erst Ende August. Einen Schal soll sie bekommen, und zwar aus einem ganz besonderen Garn, das schon seit über einem Jahr in meiner Schatzkiste schlummert:

Findley Dapple von Juniper Moon Farm, in der Farbe „Macaw“ – was mich an eine Pfauenfeder erinnert. Das Garn ist einfach eine Wucht. Sehr luxuriös – 50% Seide, 50% Merino, mit einem sehr edlen Schimmer und leuchtenden, intensiven Farben. Dabei ganz dünn – ein Knäuel von 100 g hat eine sagenhafte Lauflänge von fast 800 m. Daher will es auch mit entsprechend dünnen Nadeln gestrickt werden. Was sich wiederum auf die Zeit auswirkt, die  es braucht, den Schal fertigzustellen. Knapp drei Wochen habe ich Zeit.

Nach der Eingebung für das Material suchte ich nach Mustern. „Meandering“ von Hayley Tsang Sather gefiel mir ausnehmend gut und schien auch nicht zu schwierig. Also wurde angenadelt und ein paar Rapporte gestrickt.

Leider gefiel mir das Ergebnis nicht so recht, und eine schnelle Umfrage auf Facebook ergab: „Garn frisst Muster“. Zwei Abende verloren – aber nützt ja nix!



Also habe ich aufgeribbelt und einen neuen Versuch gewagt mit dem Muster „Wellen in pink“  von Sue Berg. Monika hatte dieses Muster schon gestrickt, es gefiel mir bei ihr schon sehr gut, und es ist wirklich einfach zu stricken. Das Ergebnis schon nach einem Abend Stricken gefiel mir (und der Facebook-Gemeinde) dann deutlich besser. Muster und Farbverlauf gehen gut zusammen:
 

Damit ich das schöne Stück, das ja auch noch gewaschen und gespannt werden muss, rechtzeitig fertig bekomme, stricke ich wirklich in jeder freien Minute – so auch auf der Fahrt nach Stralsund, wo mein Mann und ich die Lange Nacht des offenen Denkmals besucht haben:



Wart ihr schon mal in Stralsund? – Es lohnt sich! So eine wunderbare Stadt! Eine Augenweide nach der Sanierung der historischen Altstadt, die es zusammen mit der Altstadt von Wismar zum Welterbe gebracht hat. Die Lange Nacht des offenen Denkmals lässt einen an einem Abend ein bisschen hinter die Kulissen historischer Gebäude blicken, auch solcher, die man regulär nicht besuchen würde oder auch kann, weil sie in Privatbesitz sind. Unsere Unterkunft war die absolute Pole Position, gleich am Marktplatz und mitten im Geschehen. Von dort war keiner der fast 30 Veranstaltungsorte weit entfernt. 

Auf der Gorch Fock I gab es Travestie mit Tante Peggy:

 Das Ozeaneum hatte das Pinguin- und die Ostseeaquarien geöffnet, in der ehemaligen Eisengießerei sorgten die Stralsunder Trommelschule mit der Gruppe Yooku und Alino Yes Papa aus dem Benin für afrikanisches Flair (seither will der beste Ehemann der Welt eine Trommel – die beiden Gruppen waren aber auch echt der Hammer!) – als Kontrast dazu gab es in der großartigen Kulisse der Nikolaikirche zarte Klänge von Mozart und Haydn, und im Ratskeller unterhielt Leif Tennemann vom NDR 1 mit Einblicken in das Leben als Telefonschreck. 

Ein absolut buntes, abwechslungsreiches Programm mit über 30 Veranstaltungen, für jeden Geschmack ließ sich etwas finden – nur leider reichte ein Abend bei Weitem nicht, alles anzusehen.


Ein Höhepunkt für mich war das Straßenfest in der Badstüberstraße. Hier stellen die Anwohner Bierbänke auf, es gibt einen Grill, einen Getränkestand, aus einem Küchenfenster wird Kuchen und Kaffee auf die Straße verkauft. Man setzt sich, wo man Platz findet und ist ruckzuck im Gespräch mit anderen Besuchern und Anwohnern. Die öffnen teilweise auch ihre Häuser und Ateliers, und man erhält Einblicke in die Architektur der denkmalgeschützten Häuser. Was von außen so niedlich aussieht ist von innen eng und schief, hat steile Treppen und kleine Fenster – aber ist mit viel Liebe hergerichtet und saniert. Häufig von  Wolf-Dieter Thormeier, ein Restaurator, der zahlreiche Gebäude in Stralsund restauriert hat und in seine Werkstatt lädt. Durch einen TV-Bericht über Herrn Thormeier und seine Arbeit sind wir überhaupt auf die Idee gekommen, die Veranstaltung zu besuchen – und nun steht der Meister in seiner Werkstatt fachkundig Rede und Antwort. Wie aufregend!

Ach was war das für ein toller Abend in einer tollen Stadt! Das Wetter spielte netterweise auch mit, es war trocken und mild, und bei der Abschlussveranstaltung mit Feuerwerk und Pyro-Show freuten sich die Besucher über die lauen Temperaturen. 

Auf der Rückfahrt wurde wieder gestrickt - der beste Ehemann der Welt fährt nämlich gerne Auto:
 

Nach nun einer knappen Woche ist der Schal schon etwas über 60 cm lang. Also fehlt noch etwa ein Meter, für den ich noch 2.5. Wochen Zeit habe. 


Mein Whippet, der wegen akuter Materialknappheit Pause machen musste, muss allerdings auch noch vor dem Urlaub fertig werden, denn er soll unbedingt mit. Aktuell fehlt noch ein Ärmelbündchen, für das ich tatsächlich noch einmal Wolle nachbestellen musste.
Meint ihr nicht auch, manchmal bräuchte der Tag mehr als 24 Stunden, und das Wochenende mehr als zwei Tage?

Verlinkt zu