Mittwoch, 25. Oktober 2017

Pusteblumenknoten


Eigentlich bin ich ja auf Stoffdiät.

Aber wie bei jeder Diät soll man sich ab und an etwas gönnen - und so gönne mir ab und an kleine Lustkäufe.

Der letzte bestand aus drei Biojerseys, die mich im Onlineshop von Myo Stoffe angesprungen haben. Zwei davon wurden zeitnah zu Frau Marlenes vernäht
.
Der graue Jersey mit den weißen Pusteblumen sollte aber ein Kleid werden. Frau Liese als Kleid, die ich schon mehrfach als Kleid genäht habe, war ursprünglich der Favorit.

Als ich de Jersey dann aber in der Hand hielt, fand ich, dass er mit seiner weichen Anfassqualität auch für einen anderen Schnitt passend wäre. Die Bemerkung von Kape Anlumi, dass ich doch schon so viele Liesen hätte, gab den Ausschlag zur Planänderung: Twist Knot aus Ottobre 5/13 war nun der Schnitt der Wahl.

Auch dies ist ein bewährter Schnitt. Die erste Version, hier zu sehen, habe ich mir gleich zu Anfang meiner Nähkarriere genäht aus einem wild gemusterten Viskosejersey. Das Kleid trage ich sehr gerne, leider ist das Material für kühle Tage zu dünn. Die zweite Variante, hier gezeigt ist inzwischen entsorgt, da der Stoff zum einen ebenfalls sehr dünn und flutschig war (ein Reinfall beim Onlinekauf), und außerdem extrem pillte.

Ein Schnitt, den ich bereits mehrfach genäht habe, führt bei mir gerne dazu, dass ich schluderig werde. Nach dem Motto, ist mir schon ein paarmal geglückt und war nicht schwierig, da muss ich nicht so doll aufpassen.

So passierte es, dass ich ein oberes Rückenteil zuschnitt, dass partout nicht zum Rest passen wollte. Erst nach reiflichem Überlegen fiel mir auf, dass in der Plastiktüte, in der ich meine Schnittmuster aufbewahre, noch ein anderer Schnitt einsortiert war, und ich das falsche Schnittteil erwischt hatte. Der Zuschnitt war zum einen zu breit, zum anderen zu lang. Das ließ sich natürlich korrigieren. Als Folgefehler wurde dann allerdings der Stoff etwas knapp. War ich bei den anderen beiden Kleidern mit 2 m gut ausgekommen, musste ich hier ziemlich tricksen. Den Rockteil musste ich etwas verschmälern, und auch die langen Ärmel bekam ich nur mit Mühe raus. 
Außerdem habe ich das hintere Taillenband viel schmäler zugeschnitten als vorgegeben. Dies aber nicht aus Stoffnot, sondern aus der Erfahrung, dass die in der Anleitung eingekräuselte Version enorm aufträgt und die dicken Stofflagen ganz schlecht zu nähen sind. 

Genäht war das Kleid dann allerdings sehr schnell. Wenn man sich genau an die Anleitung hält (das ist normalerweise keine Stärke von mir, aber war mir von den vorherigen Kleidern in Erinnerung geblieben), ist das Knotenteil keine Hexerei.  
Die dicken Stellen an den Seiten, an der die Taillenbänder aufeinandertreffen, habe ich erst mit der Nähmaschine geheftet und dann mit der Ovi genäht, die so problemlos mit der dickeren Lage Stoff zurechtkam.
Besonders stolz bin ich auf die Einfassung des hinteren Halsausschnitts, die ist mir wirklich sauber gelungen. Ebenso wie die kleinen Abschlüsse an den Ärmeln, die ich aufgrund der Stoffknappheit ansetzen musste. 


Trotz aller Hürden ist das Kleid also ein Twist Knot geworden, und anlässlich eines 60. Geburtstags wurde es ausgeführt. Hier zu sehen auf dem Ponton des Lübecker Segelclubs, in dessen Restaurant die Party stattfand. 
Eine ganz wackelige Sache, aber eine super Location mit Ausblick auf die ganz dicken Villen der Lübecker oberen Zehntausend. Lecker Essen gab es übrigens auch 😊

Wie schon seine Vorgänger ist das Kleid bequem, ich finde es sehr kleidsam, und es lässt sich gut mit einem Jäckchen oder Blazer drüber kombinieren, wenn es etwas kühler ist.

Bei der Feier trug ich meinen Wardrobe Basic als Ergänzung, was zugegebenermaßen ein bisschen blass macht. Aber schaut mal, beim Bummel in Hamburg neulich ist mir dieses goldgelbe Jäckchen zugelaufen, ist das nicht eine super Kombi zum Kleid?
Grau / gold oder grau / curry ist seit letztem Herbst eine meiner Lieblingskombinationen. Vielleicht brauche ich noch ein Tuch in diesen Farben, was meint ihr?

Verlinkt zu Memademittwoch






Montag, 16. Oktober 2017

Zum goldenen Herbst: Morgentau

Im Sommer fragte mich Sandra von Meinefabelhaftewelt, ob ich Lust hätte, einen Pullover im zweifarbigen Patent testzustricken.
Lust? Klar!
Zeit hatte ich auch, und gespannt wartete ich auf Anleitung und Garn.
Vorgegeben war LINT, ein Alpaca-Gemisch aus:
54% Alpaca Superfein
24% Polyamid
22% Wolle (Merino) mit einer super Lauflänge 199m/25 g.
Umwerfend fand ich die vielen Farben, in denen das Garn angeboten wird. Die Vielfalt brachte aber auch ein Problem mit sich - welche Kombination sollte ich bloß wählen?
Den Klassiker - Dunkelblau / weiß? Rot / Weiß? Oder Mutig - Grau / Curry? Oder gar Silbergrau / Himbeere?
Die Entscheidung war schwer. Schließlich entschied ich mich für die für meine Verhältnisse halbmutige Variante in silbergrau und himbeere.

Je drei Knäuel flatterten ins Haus, und mutig stürzte ich mich auf die Maschenprobe.
Zweifarbiges Patent, oder neudeutsch Brioche, hatte ich bisher nur im Rahmen eines Musterteststricks gestrickt. Dementsprechend groß war der Respekt vor dem Projekt.

Allen Zauderern kann ich aber versichern: Brioche ist keine Raketenwissenschaft, wenn man das Prinzip verinnerlicht, jede Reihe erst in der einen und dann in der anderen Farbe jeweils hin- und zurück zu stricken. Grundsätzlich ist es nicht meine Stärke, mich genau an Anleitungen zu halten - hier habe ich mich beherrscht, und so war der Pullover recht schnell gestrickt.
Was ich besonders spannend fand während der Arbeit war der unterschiedliche Effekt, der sich auf der Vorder- und der Rückseite ergibt. So stand denn vor dem Zusammennähen der Einzelteile die nächste schwere Entscheidung an: Welche Seite soll denn nun außen sein?



 Am Ende wurde es die Seite mit dem größeren Pinkanteil.
Auf die Ferne sieht das Muster ein bisschen nach Tweed oder Fischgrat aus, findet ihr nicht?

Die Maschen der Schulterpartien habe ich zusammen abgekettet und mir so das Zusammennähen erspart. Gerade bei dem feinen Garn und dem luftigen Muster finde ich das eine ordentliche Methode. Die Ärmel habe ich angehäkelt und auch die Seiten- und Ärmelnähte mit Kettmaschen geschlossen.

 Einzig bei der Kragenfarbe bin ich von der Anleitung abgewichen. Eigentlich ist der Kragen in der Kontrastfarbe, bei mir Himbeer, gedacht. Da aber die Anschlagkanten alle in silbergrau gearbeitet sind und also alle Säume grau erscheinen, gefiel mir der fertige Kragen in Himbeer überhaupt nicht am Pullover - viel zu krass. Also habe ich den Kragen aufgetrennt - was bei dem Garn gar nicht so einfach ist, da es sehr hakelig ist.
Der neue graue Kragen ist nun etwas dezenter:

Und mit den insgesamt 150 g Garn bin ich bei Größe L sehr gut ausgekommen! Damit ist der Pullover ein echtes Leichtgewicht, der aber trotzdem erstaunlich wärmt. 
Das Garn ist weich, die Oberfläche allerdings etwas struppig, weshalb es gern aneinander hakt. Wer pieksigere Wolle oder Mohair nicht verträgt, dem würde ich eher zu alternativem Garn raten. Durch das luftige Muster muss man ohnehin eine Bluse oder Top unter dem Pullover tragen - mit ganz empfindlichen Hautpartien kommt das Garn also nicht in Kontakt.

Der fertige Pullover sitzt schön locker, eine Größe kleiner hätte mir sicher auch gereicht. 
Die Ärmel finde ich persönlich etwas lang, aber das ist im Original so gewollt, da sie geschoppt getragen werden sollen. Da die Ärmel von unten nach oben und als Einzelteile gestrickt werden, empfiehlt sich hier vorheriges Abmessen der gewünschten Länge an einem bestehenden Kleidungsstück, falls die Ärmel regulär lang ausfallen sollen. 

Beim Teststrick wurden noch einige Unklarheiten beseitigt, Tippfehler korrigiert und an Formulierungen gefeilt - und nun ist die Anleitung samt Garn im Shop von Meine fabelhafte Welt erhältlich. 

Aktuell ist bei mir auf den Nadeln schon der nächste Teststrick:

Was es wird, darf ich nicht verraten - nur so viel: es wird warm und kuschelig!

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Mittwoch, 11. Oktober 2017

Frau Marlene invers

Im Laufe des Sommers häuften sich in den Blogs Beiträge, die Frau Marlene zeigen, ein Basic-Shirt von Fritzi Schnittreif.
Der schlichte Schnitt mit dem gewissen Etwas gefiel auf Anhieb, und als es eine Rabattaktion gab, wanderte er sogleich in meine Sammlung. 
Dort lag er dann noch ein Weilchen unangetastet. Denn – ihr glaubt es nicht – ich hatte keinen passenden Stoff. Durch meine Stoffdiät habe ich meine Bestände so weit runtergefahren, dass für Neuzugänge auf der To-Sew-List einfach kein Material vorhanden ist.
Gute Ausrede, um neue Stoffe zu shoppen. Bei Myo-Stoffe gab es Anfang August schließlich dann einen Treffer – passende Bio-Jerseys von Stenzo. MEINE! (Es hat sich auch noch ein Pusteblumen-Jersey hinzugemogelt, aber das ist eine andere Geschichte und wird ein andermal erzählt…)


Also wanderten zwei Frau Marlenes ganz nach oben auf die Nähliste, und wurden tatsächlich an einem Sonntag bei KaPe AnLuMi fertiggestellt.

Ausgedruckt und geklebt ist der Schnitt sehr schnell, es sind nur vier Teile. Der Schnitt beinhaltet Ärmel in drei Längen (kurz, ¾ und lang), mit meinen jeweils 1 m Stoff musste ich mich mit halblangen Ärmeln begnügen – mehr war einfach nicht herauszuholen.
Genäht ist der Schnitt ebenfalls schnell, besonders mit der Overlock. Einzig die Versäuberung des Halsausschnitts bereitet mir etwas Sorge. Versäubert und umgeklappt, wie in der Anleitung beschrieben, steht bei mir vorne ein bisschen labberig ab. Auf dem unteren Foto kann man das bei dem weißen Shirt etwas sehen. Beim blauen Shirt habe ich den vorderen Ausschnitt daher mit Nahtband bebügelt, was etwas Linderung brachte. Beim nächsten Mal würde ich wohl den Ausschnitt für mehr Stand mit einem Jerseystreifen von innen versäubern.
Ich habe zwei Jerseys mit gleichem Muster, aber unterschiedlichen Farben verwendet. So lag  es nahe, die Schulterstücke, die den weiten U-Boot-Ausschnitt verzieren, im jeweils anderen Stoff zu vernähen. So habe ich nun zwei Frau Marlenes, von denen eine das Negativ der anderen ist.

Und damit ich weiß, wo vorne und hinten ist, habe ich auch meine Label mal wieder ausgekramt und eingenäht – voilá:

Mit der Passform bin ich sehr zufrieden, genäht habe ich Größe L und die sitzt körpernah, aber dennoch bequem.
Der Schnitt überzeugt mich so, dass ich mir gut vorstellen kann, noch weitere Marlenes zu nähen. Dann aber unbedingt in der langärmeligen Version aus etwas wärmerem Material. Es ist doch schade, dass ich meine halbärmeligen Shirts zur Zeit unter Jäckchen verstecken muss, denn dann sieht man genau die raffinierte Schulterpartie NICHT. 


Verlinkt zum MeMadeMittwoch, der wöchentlichen Plattform für selbstgenähte Kleidung.
Und zu Ich näh Bio